4   Das Boberkraftwerk bei Deichow
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 Kraftwerk Skizze Der Charakter des Bobers mit seinem für norddeutsche Verhältnisse sehr starkem Gefälle, brachte es mit sich, daß zur Zeit der Schneeschmelze und der Regenzeiten plötzliche und gefährliche Hochwasser auftraten.
Bis in die 1930-er Jahre wurde die Wasserkraft des Bobers kaum genutzt. Nur ein Bruchteil davon wurde für eine fast verfallende Mühle ausgenutzt.
Bereits in den 1920-er Jahren wurde gemeinsam von den Siemens-Schuckert-Werken und den Märkischen Elektrizitätswerken (MEW) ein Projekt zur Errichtung eines Wasserkraftwerkes bei Deichow ausgearbeitet, es wurde aber wegen seiner hohen Kosten von keiner Behörde unterstützt.

Dieses Projekt sah vor:
  • Unterhalb Christianstadt wird ein 21 km langer Werkkanal vom Bober abgezweigt, so daß das Gefälle des Bober in ein Hauptkraftwerk bei Deichow (27 m Gefälle, was einem Gefälle von 1,28 m auf 1 km entspricht)

  • und in einem weiter flußabwärts gelegenen Nebenkraftwerk bei Alt-Rehfeld (4,5 m Gefälle) ausgenutzt wird.

  • Der Werkkanal mündet in ein Speicherbecken von 335 Morgen mit einem Fassungsvermögen von 4 Mill. m³.

  • Von dort wird die Spitzenwassermenge von rund 300 m³/sec den drei Turbinen von je 30000 PS zugeführt.

  • Um von der schwankenden Wasserführung des Bobers unabhängig zu sein, wurde unterhalb des Deichower Kraftwerks ein Ausgleichsbecken geschaffen.

Dieses Ausgleichsbecken erfüllt drei Aufgaben:
  • in den Zeiten geringen Zuflusses und während der Nacht wird durch Pumpenaggregate das Wasser aus dem Ausgleichsbecken wieder in das Speicherbecken zur Wiederverwendung zurückgepumpt.

  • das Ausgleichsbecken wird durch einen rund 5m hohen Aufstau des Bobers bei Alt-Rehfeld abgeschlossen. Auch hier nutzt man das Gefälle aus, und errichtet noch ein kleines Kraftwerk mit zwei Turbinen mit insgesamt 3500 PS.

  • es sichert eine gleichmäßige Wasserzuführung des Bobers zur Oder.

Am 2.Nov. 1934 erfolgte der erste Spatenstich für das Boberkraftwerk in Deichow. Damit ging für unseren Amtsbezirk eine durch die Weltwirtschaftskrise ausgelöste Notstandslage zu Ende. Den Spatenstich nahm der damalige Gauleiter Kube vor und viele der heute noch lebenden Landsleute und alle damaligen Gliederungen nahmen daran teil.


Durch die Realisierung des Boberkraftwerkes wurden landwirtschaftliche Flächen in Mitleidenschaft gezogen und die Bauern wurden dafür entschädigt z. B. durch Wiesen auf der Klette in Crossen/0. und in Rusdorf, durch Ländereien des Plaenschen Gutes Plaenscher Berg und durch den Höllengrund. So wurde der Grund und Boden weitgehend ausgeglichen, der Rest des verlorenen Grund und Bodens wurde durch Bezahlung abgegolten.

- - Kraftwerk am Bober - - >


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Dieser Bau des Spitzenkraftwerkes Deichow durch die MEW brachte ein kleines Wirtschaftswunder für unsere Dörfer. Allein auf den Baustellen waren 2500 Arbeiter jahrelang beschäftigt. In kürzester Zeit wurde die Arbeitslosigkeit in unserem Amtsbezirk beseitigt. Wer kennt noch die vielen Firmen die dort den Aufbau tätigten z. B. Siemens & Halske, die Firma Berger usw. sowie die vielen Abteilungen des Reichsarbeitsdienstes (RAD ) mit den Gruppen 86, 87 u. 88.
Als dann 1937 die erste Turbine ihre Arbeit aufnahm und 1938 das Kraftwerk voll an das Netz ging, war man in Deichow ein bißchen wehmütig; denn viele Männer, besonders des RAD nahmen nun Abschied von ihren Bräuten, Verlobten und Ehefrauen. Sie wurden mit ihren Abteilungen in andere Regionen und Standorte versetzt. Es blieb nur noch eine Abteilung des Arbeitsdienstes in Bobersberg.
Es wurde ein großes Ehrenmal bei Deichow gebaut, welches heute durch die Polen mit einen Kruzifix versehen wurde. Auch die Gaststätten und viele Familien, die Kostgänger hatten, waren traurig; denn nun fehlte der Umsatz oder das kleine Einkommen.

 Doppl.Klick für Großformat Leiter des Kraftwerkes wurde Herr Freiberg, Dammwärter wurde Schachtmeister Schulz und als Aufseher für den Bereich der Wasserwirtschaft wurde der Obermeister der Crossener Fischerei Herr Hermann Horlitz eingesetzt.
Zur Absicherung des Ausgleichbeckens wurde in Richtung Crossen/0. ein Absicherungsgraben gezogen der heute aber vernachlässigt ist. In das erbaute Haus am Stausee zogen 1939 die ersten Arbeitsmaiden ein, diese wurden danach an das Boberschlößchen in Baracken verlegt.

< - - - - - Boberkraftwerk bei Deichow - heute

Am 15. Febr.1945 abends wurden die Turbinen allmählich stillgelegt.

Das Boberkraftwerk wurde 1945 auf Befehl der russischen Besatzungsmacht demontiert und nach Rußland abtransportiert, viele Landsleute der alten Heimat mußten diese Arbeit leisten. Später wurde das Kraftwerk durch die Polen wieder aufgebaut und ist seitdem in Betrieb.

geändert 30.11.2007  
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