6   Braunkohleabbau in Deutsch-Sagar und Fritschendorf
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Fritschendorf


mit den Dörfern
Boberhöh (Deutsch-Sagar)
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und Chrumow




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Nach den Befreiungskriegen trat die Dampfmaschine in Deutschland ihren Siegeszug an. Im Jahre 1837 stellte der Tuchfabrikant Zielke in Crossen die erste Dampfmaschine auf. Durch die aufkommende Industrialisierung entstand eine große Nachfrage nach Brennmaterial für die eingesetzten Dampfmaschinen.

Wie auch anderswo, suchte man auch in unserem Amtsbezirk nach Kohlevorkommen. Hauptinitiator war der Gutsbesitzer W. von Rheinbaben von Fritschendorf, der seine Ländereien und weitere Gemarkungen südlich von Crossen untersuchen ließ. In den Gemarkungen Deutsch-Sagar und Fritschendorf wurde Braunkohle gefunden. Dort waren in den voreiszeitlichen Erdschichten Braunkohlenflöze vorhanden (im östlichsten Teil des Niederlausitzer Kohlereviers). Dieser Flöz lag auf gutsherrschaftlichen Ländereien. Deshalb beantragte W. von Rheinbaben die Abbaurechte. Als Gutsbesitzer war er der Eigentümer der nun zu erschließenden Kohlegruben; er besorgte selbst die Förderung und den Verkauf. Insgesamt zog er aus diesem Braunkohlenabbau hohe Renditen.

Im Jahre 1853 wurde die Kohlengrube "Anna" bei Fritschendorf erschlossen und nahm ihren Betrieb auf. Kurze Zeit später im Jahre 1857 erfolgte die Inbetriebnahme der Grube "Wilhelmine" im Riesphul von Deutsch-Sagar. Hier waren im allgemeinen zehn bis zwölf, 1859 sogar 22 Männer tätig. Die Förderung der Braunkohle erfolgte "unter Tage". Sie hatte eine gute Qualität und fand stets Absatz. Jährlich wurden um 15 000 Tonnen gefördert. Der Braunkohlenflöz der Grube "Wilhelmine" war 2,5 m mächtig und lag 38 m tief. Der Höhepunkt der Förderung lag in den frühen 1870er Jahren.

Steigerhaus in Deutsch-Sagar Verbraucht wurde die Braunkohle von Deutsch-Sagar fast ausschließlich im Crossener Umfeld. Die beiden Ziegeleien von Fritschendorf und Deichow hatten einen hohen Bedarf, und in Crossen waren die damaligen Tuchfabriken von Scheiffgen, Schmidt, Lehmann und Zielke die Hauptabnehmer des Brennstoffs.
Für den Abtransport der Rohkohle wurden die Straßen mit Kopfsteinpflaster versehen, die noch bis in die 1990er Jahre denselben Zustand aufwiesen wie damals. Der Abtransport selbst erfolgte in großen Kastenwagen (Vierspänner).
Die Fritschendorfer Grube wurde wegen Unrentabilität eingestellt und in der Grube in Deutsch-Sagar konnten die kostspieligen Pumpwerke das eindringende Wasser nicht mehr ans Tageslicht befördern - sie soff schließlich ab.

Mit Beginn der 1880er Jahre war es mit dem Braunkohleabbau in unserem Amtsbezirk vorbei. Auf der Feldmark verraten Einsenkungen noch die Lage der Gruben.
  • Im Akazienwald in der Nähe des Tiefengrundes (rechts vom Wege von Fritschendorf nach Neubrück) und in Deutsch-Sagar (links des Weges zum Riesphul) waren in den 1930er Jahren die Stolleneingänge noch vorhanden.

  • Von den Anlagen ist nichts übriggeblieben. Wo die Fritschendorfer Maschinenanlage stand, ist heute noch ein Grubenstein oberhalb des Tonschachtes der Ziegelei zu sehen.

  • Auf dem Kohlberg (rechts vom Riesphulweg zwischen Steigerhaus und Kletzkes Gehöft), eine mit Bäumen bestan-dene Höhe, die aus Kohleabfällen bestand, habe ich als Kind oft gespielt und recht schwarze Hände bekommen.

  • Als letztes Zeugnis einer vergangenen Zeit steht noch heute auf halbem Wege ins Riesphul das "Steigerhaus". Während des letzten Krieges wohnten polnische Gutsarbeiter-familien dort.

  • Ein Folge dieses Kohlebergbaus in Deutsch-Sagar war das Paradoxon, daß die tiefer gelegenen Gehöfte im nördlichen Teil von Deutsch-Sagar große Probleme mit der eigenen Trinkwasserversorgung durch Brunnen und Plumpen hatten, während die höher gelegenen Häuser reichlich über Wasser verfügten.
Besonders betroffen davon war das Gehöft von G. Kletzke im Riesphul. Es mußte durch eine Wasserleitung aus dem Dorf (sie begann bei Besser Lehmanns an der Dorfstraße) versorgt werden.

geändert 30.11.2007  
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