9 | Die Rittergüter von Boberhöh und Fritschendorf | |||||||
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Die beiden Güter von Fritschendorf und Deutsch-Sagar hatten von alters her einen gemeinsamen Besitzer, denn 1496 belehnte der brandenburgische Kurfürst Johann einen Hans von Knobelsdorf mit dem Gut und Ortschaft Deutsch-Sagar. Wie aus einem Verzeichnis der Roßdienste hervorging, hatten "die Knobelsdorfer zum Sagar" sowie zu Fritschendorf ihren Lehnherrn mit 5 Pferden zu dienen. 1 . August von Rheinbaben ( 1785 − 1859 ) erwirbt 1815 das Gut Fritschendorf Im Jahre 1815 kaufte August Leberecht Kreuzwendedich Freiherr von Rheinbaben ( 1785 − 1859 ) von einem Herrn v. Kamecke das Gut Fritschendorf. August v. Rheinbaben wurde in Soldin geboren, er besuchte die Gymnasien in Königsberg (Neumark) und Züllichau und war Teilnehmer am Befreiungskrieg gegen die Franzosen. Das war noch die Zeit vor den Stein'schen Reformen, in der noch die Bauern des Dorfes den Gutsacker zu bestellen hatten.
Als die Familie von Rheinbaben mit ihren vier Kindern 1815 in Fritschendorf einzogen, diente ihnen noch ein niedriges, strohgedecktes Häuschen als Gutshaus. Das schlichte, klassizistische Herrenhaus mit dem markanten Mittelrisalit und dem großen Rundfenster über der Haustür ist erst um 1820 erbaut worden. Folgende Maßnahmen wurden unter seinem Regime als Landrat durchgeführt :
2 . Wilhelm von Rheinbaben ( 1813 − 1891 ) wurde auch Landrat Nach dem Tode seines Vaters 1859 übernahm der älteste Sohn Sohn Friedrich Wilhelm von Rheinbaben das väterliche Gut Fritschendorf. Dieser wuchs in Fritschendorf auf und besuchte zunächst die Dorfschule in Deutsch-Sagar, später das Gymnasium in Guben. Während seines Militärdienstes in der Jüterboger Garnison lernte er seine spätere Lebensgefährtin Henriette, die Tochter des Gutsbesitzer v. Lochow in Petkus kennen. Unmittelbar nach dem Tode seines Vaters 1859 wurde er zum Landrat des Kreises Crossen ernannt. Er konnte das Werk seines Vaters verdienstvoll weiterführen. Sein Amtssitz war das Crossener Land- und Ständehaus. Viele Auszeichnungen sind Wilhelm zuteil geworden: 1867 erhielt auch er den Roten Adlerorden, 1877 den preußischen Kronenorden und 1883 den Hohenzollernschen Hausorden.
Im Jahre 1889 nahm er aus gesundheitlichen Gründen (Schwindel, sowie Verminderung der Sehkraft) seine Abschied vom Amt. 1891 starb er und seine Beerdigung erfolgte an der Seite seiner Gattin auf dem Friedhof in Deutsch-Sagar. 3 . Kauf des Rittergutes Deutsch-Sagar 1886 durch Wilhelm von Rheinbaben Als Wilhelm von Rheinbaben 1884 das Gut Deutsch-Sagar zum Kauf angeboten wurde, griff er sofort zu. Mit dem Kauf im Jahre 1886 wurde der alte Knobelsdorfsche Besitz, der 1543 geteilt wurde, wieder vereinigt.
Die beiden benachbarten Güter wurden damit zu einem Großbetrieb von über 500 ha zusammengefaßt. Die Forst hatte eine Größe von 120 ha. Er begann in Deutsch-Sagar die Wirtschaftsgebäude zu verbessern und richtete von nun an sein Hauptaugenmerk auf die baufällige Kirche in Deutsch-Sagar. Für die neue Kirche übernahm er den Hauptanteil der Baukosten. 4 . Eugen von Rheinbaben ( 1846 – 1918 )der Oberst auf dem Gut Eugen wurde in Petkus Kreis Jüterbog geboren. 1861 wurde er Zögling der Potsdamer Kadettenanstalt. Er nahm am Deutsch-Dänischen Krieg 1864, am Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 und am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 aktiv teil. Seine weitere militärische Laufbahn verschlug ihn in verschiedene Garnisonen. Seine Frau war aber vom steten Umherziehen überdrüssig – es war für sie fast ein Scheidungsgrund. Deshalb verzichtete er auf seine weitere Karriere und erbat 1899 den Abschied, den Kaiser Wilhelm unter Verleihung der Roten Adler-Orden 3.Kl. mit Schleife bewilligte. 5 . Wilhelm von Rheinbaben ( 1884 − 1957 ) der Jurist Der Sohn von Eugen legte 1904 das Abitur am Humanistischen Gymnasium in Guben ab und studierte Jura in Grenoble, München und Kiel. Er promovierte 1908 in Heidelberg zum Dr. Jur. Danach war er als Referendar bei der Regierung in Posen tätig. Dort lernte er auch seine spätere Frau Hedwig von Wedemeyer aus Woynitz, Kreis Kosten, die spätere Erbin der Wedemayer'schen Güter in der Provinz Posen kennen. 1910 beendete er seine Juristen-laufbahn und zog mit seiner Familie ins Herrenhaus nach Deutsch-Sagar, das er von seinem Vater übernommen hatte. In Deutsch-Sagar blieb er bis 1923 wohnen und siedelte dann in das große Herrenhaus in Fritschendorf über.
6 . Wilhelm von Rheinbaben(1911 −1984 ) Junior Dieser Sohn des Juristen erlernte nach seinem Abitur die Landwirtschaft durch den Besuch der Höheren Landbauschule in Potsdam. 1936 heiratete er Renate Gräfin von der Schulenburg und übernahm die Bewirtschaftung der Güter von Fritschendorf und Deutsch-Sagar. 1938 wurde er Mitbesitzer der väterlichen Güter zu gleichen Teilen. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und im November 1944 verwundet. Er bewohnte bis 1945 das Wasserschloß in Deutsch-Sagar und widmete sich voll dem Rittergut Deutsch-Sagar. Solche Wasserburgen wurden früher von den adligen Besitzern in den Niederungen angelegt und konnten zur Zeit der mittelalterlichen Fehden gut verteidigt werden. Die Wasserschlösser waren damals (außer den Kirchen) die einzigen Steinbauten auf dem Lande. Das Schloß mit dem steinernen Wohnteil bildete den Kern, während die Gebäude davor der Landwirtschaft dienten. Das Fritschendorfer Schloß erlitt ein ähnliches Schicksal. Es verfiel zusehends und in den 1970-er Jahren stand nur noch ein Teil davon. Heute ist nichts mehr von den Schlössern erhalten geblieben. | |||||||
geändert 01.12.2007 |
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