11   Unsere Kirche    in der Parochie Deutsch-Sagar
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Impressum

 
Zur Parochie Deutsch-Sagar gehörten folgende Orte: Deutsch-Sagar, Wendisch-Sagar, Fritschendorf und Deichow. Das Patronat wurde von den Gutsherren auf Deutsch-Sagar und Fritschendorf ausgeübt.

Erste Erwähnung
Das älteste schriftliche Dokument über Deutsch-Sagar, das abschriftlich bei den Pfarrakten befindlich war, war der Teilungsrezeß von 1531, der unter Markgraf Johann Georg 1578 vollzogen wurde.Damals wohnte auf Deutsch-Sagar die Familie Knobelsdorf. Zwei Brüder der Familie, Nickel und Christoph, teilten den Besitz von Deutsch-Sagar und Fritschendorf unter sich auf. In diesem Rezeß befinden sich über die kirchlichen Verhältnisse nur die Worte:"Das Kirchlehn, Schmidt, Schulz und und Gerichte sollen sie zusammen haben".

Die Reformation
Die Wirren der Reformation gingen auch an Deutsch-Sagar nicht vorbei.Die Landesteilung bei der Nachfolge des Kurfürsten Joachim I. (1499-1535) teilte dem Sohn "Hans von Küstrin" die Neumark zu. Dieser gestattete bereits 1536 die erste evangelische Predigt in Cottbus. In Crossen wurde erst 1538 das evangelische Christentum gepredigt - es wird angenommen, daß es auch in Deutsch-Sagar so war.
Weiter schreibt Pastor Gotthold Koch,daß nach der "Kirchen- und Predigergeschichte des Fürstentums Crossen" von Siegmund Justus Ehrhardt:
  • Stephan Schulze bald nach der Einführung der Reformation Pastor in Deutsch-Sagar war
  • Matthäus Bandovius - er unterschrieb 1577 die Konkordienformel - folgte ihm
Die Konkordienformel ist eine Bekenntnisschrift, in der die unter den verschiedenen Strömungen der Reformation strittigen Fragen (vor allem die unterschiedlichen Auffassungen zum Heiligen Abendmahl) zu einer Klärung und gemeinsamen Aussage gebracht wurden.
Alle Evangelischen, die dieser Konkordienformel zustimmten, wurden fortan "lutherisch" genannt, alle anderen gelten nun als "Reformierte". Wer ein kirchliches Amt übernehmen wollte, mußte diese Formel anerkennen und unterschreiben.
Nach Bandovius und den ersten Prediger, den die hiesigen Kirchenbücher nennen, weiß Ehrhardt von einem Johann Kamenz von Grünberg zu berichten, daß er beinahe 100 Jahre alt geworden sei, aber seine Amtszeit in Deutsch-Sagar nicht feststehe..
Mit seinem Nachfolger Johann Boblanus beginnen die freilich sehr unvollständigen Nachrichten der Kirchenbücher. Er ist 46 jahre in Deutsch-Sagar Prediger gewesen.Seine Amtszeit reicht also, da er am 29. Januar 1619 gestorben ist, bis in den 30jährigen Krieg.

Der 30jährige Krieg
Crossen und Umgebung (d.h. auch Deutsch-Sagar) wurden durch den Krieg hart bedrängt. 1631 wurde die Stadt von den Kaiserlichen belagert.Als diese unverrichteter Dinge abzogen und eine große Menge schwedischer Soldaten in die Stadt verlegt wurden, brach die Pest aus, dier ein Jahr lang wütete. Der Kommandant der Schweden war einer von Bomsdorf. Eine Familie dieses Namens hat 1670 das Gut Fritschendorf, vielleicht durch den Krieg, in den Besitz genommen.
Nach dem Kriege - 1651 - erhielt die Kirche in Deutsch-Sagar eine neue (die mittlere) Glocke. Kirchenvermögen und Kirchenrechnung müssen während des Krieges sehr in Unordnung geraten sein. Jedenfalls legten 1675 die damaligen Kirchenpatrone Friedrich von Knobelsdorf auf Deutsch-Sagar und Pastor Krause auf Fritschendorf ein Kirchenrechnungsbuch an.
Sie machten sich weiter dadurch verdient, daß sie Kirchenbücher für Tauf-, Trau- und Totenregister an Angriff nahmen, die seitdem (1670 bzw. 1675) ununterbrochen bis 1945 bestanden.

Bau einer neuen Kirche 1705
1693 wurde eine größere Turmreparatur vorgenommen. Da aber die Kirche baufällig war, schritt man 1705 zu einem Neubau.Der Königliche Forstmeister Hans Jürge von Knobelsdorf, Erbherr auf Deutsch-Sagar und Cunow, erwirkte beim König Friedrich I. das Holz zum Kirchbau: 6 Schock Kiefern, 1/2 Schock Eichen.
Christoph Siegmund von Bomsdorf, der in demselben Jahre sein Familiengut wieder erlangt hatte, schloß sich dem Unternehmen an;
der Prediger Jacob Koblanck übernahm die Leitung des Baues.
 Doppl.Klick für Großformat Die alte Kirche

aus Fachwerk



1706 erbaut  

1706 wurde der Bau begonnen.
Die Arbeiten wurden wie folgt ausgeführt:
Zimmerarbeit : Meister Christian Kuntzen
Maurerarbeit : Meister Hans Weise aus Sommerfeld
Altar u. Kanzel: wurden durch Bildhauer Matthias Wimmern aus Grünberg gefertigt.
Es standen dafür 100 Reichstaler durch ein Vermächtnis von Johann Georg Krause (1681-84 Patron von Deutsch-Sagar und Fritschendorf), ausgezahlt 1709 durch den Bürgermeister Giehra in Crossen, zur Verfügung.
Am 20. Oktober 1709 wurde die aus Fachwerk errichtete Kirche feierlich eingeweiht und Hütte Gottes genannt. Psalm 26,6-8 lag der Einweihungspredigt zugrunde. Die Kosten des Baues wurden durch die staatliche Kirchenkasse und durch eine allgemeine Kollekte in der Mark und in Schlesien gedeckt.
Seit dem Kirchbau ist bis 1759 nichts Wichtiges zu berichten.

Der Siebenjährige Krieg und die Russen
Gemäß einer Zirkularverfügung des Konsistoriums in Küstrin vom 26.Juli 1758 waren wegen drohender Kriegsgefahr Kirchengelder und Kirchengefäße in Sicherheit zu bringen.
Nachdem die Russen schon bei Züllichau Fuß gefaßt hatten, wurden am 7.Aug.1758 in Abwesenheit des Obrist von Stockhausen auf Sagar durch den Leutnant von Oppel auf Fritschendorf und Pastor Klitzing:
- 372 Reichstaler 14 Silbergroschen 2 Pfennig
- mit einem Kelche und einer Hostienschale in das Oppelsche Begräbnisgewölbe zur Verwahrung gebracht
Ein zweiter Kelch nebst Hostienschale wurde von Frau Obrist von Stockhausen in Crossen aufbewahrt.
Die Gefahr ging zwar 1758 durch die Schlacht von Zorndorf, in der die Russen unter Fermor von Friedrich den Großen geschlagen wurden, vorüber. Aber im Juli 1759 fielen die Russen unter Soltikoff erneut in die Neumark ein. Am 25.Juli 1759, nachmittags 3 Uhr , ging Crossen an die Russen über und gegen 4 Uhr war Deutsch-Sagar bereits von Kosaken überschwemmt.
Weiter schreibt Pastor Gotthold Koch:
Die Einwohner des ganzen Kirchspiels wurden dadurch verjagt, und der "Pastor selbst mußte sich nebst seiner Frau entfernen, konnte auch, da die Kosaken ein Prämium auf seine Person gesetzt hatten (wahrscheinlich wegen des vermißten Kirchenvermögens), nicht eher wiederkommen, als bis einige Sicherheit vorhanden war, wozu man sich Hoffnung machte, als nach dem Abmarsch der Russen nach Frankfurt unser Ort mit einem Pikett österreichischer Husaren besetzt ward".

Es war daher einige Sonntage gar kein Gottesdienst.

Die Kosaken hatten allerlei Kirchengut geraubt: 33 Reichstaler bares Geld, auch Kirchengerät von Wert, vom Fritschendorfer Chore auch einen alten Ritterdegen und ein Paar Sporen, sogar zwei Bände von Betrachtungen über die Augsburger Konfession.

Der damalige Pastor Martin Gottlob Klitzing bemerkte in seiner "kläglichen Kirchenrechnung":

- der 9.p. Tr. ist ein kläglicher Sonntag gewesen und man hat nicht colligieren können wegen der Österreicher
- den 18.p. Tr. hat wegen des Einmarsches der russischen Armee und der vorhergehenden Streifereien der Kosaken nicht können Gottesdienst gehalten werden
- den 19.p. Tr. ist wieder Kirche gewesen
- der 20.p. Tr. war wieder ein sehr kläglicher Sonntag, an welchen mir das Vieh zweimal genommen ward
- den 21.p. Tr. ist wieder Kirche gewesen

Erst 1761 wurde das Geld bei Gelegenheit einer größeren Reparatur des Turmes wieder hervorgeholt und beim Inspektor Krüger in Crossen verwahrt. Erst nach dem Friedensschlusse wurde das Geld von Crossen zurückgenommen. den hiesigen, im Kriege sehr bedrängt gewesenen Gemeinden wurden seitens des Staates durch Getreide, Mehl und Vieh einigermaßen wieder aufgeholfen.

Für die sichere Unterbringung der Kirchengelder wurden damals die Patrone verantwortlich gemacht. Danach handelte der Leutnant von Oppel und nahm 300 Reichstaler an sich mit Billigung des Pastors Klitzing, aber ohne nachgesuchte Genehmigung des Konsistoriums.
Als nun beim Tode des von Oppel über dessen Hinterlassenschaft der Konkurs ausbrach, kam die Kirche in Deutsch-Sagar in die dritte Klasse. Durch den Prozeß wurde sie mit Kapital und einem Teil der rückständigen Zinsen abgefunden. Den Fehlbetrag von 60 Reichstaler entschädigten die Klitzingschen Erben mit einem Vergleichsquantum von 30 Reichstaler.

Im Jahre 1767 wurde eine große Reparatur der Kirche, besonders am Grundmauerwerk, vorgenonnen.
Im Jahre 1771 sorgte der Prediger Friedrich Wirth auch für eine bessere Orgel:
- die alte Orgel wurde für 10 Reichstaler nach Krämersborn verkauft,
- die neuere größere aber wurde mit 8 Registern kontraktmäßig für 150 Reichstaler durch den Orgelbauer Christian Richter aus Frankfurt erbaut.


Die Befreiungskriege und Reformen
Die Zeiten der französischen Kriege brachte für Deutsch-Sagar keine bemerkenswerten Unannehmlichkeiten und Ereignisse. Französische Einquartierung hat wahrscheinlich hier gelegen.
Pastor Wirth, der von 1766 bis 21.Januar 1823 amtierte, klagt 1818 bei der Todesanzeige seiner Frau nur sehr originell über den Geist der napoleonischen Zeit,

Die Gebietsveränderungen Preußens infolge des Wiener Kongresses, protestantische und katholische Territorien verschmolzen in neuen preußischen Landesteilen miteinander, führten zur Reformierung der kirchlichen Angelegenheiten. Der Freiherr von Stein wollte
- der Kirche die organisatorische Selbständigkeit zurückgeben
- den Gottesdienst reformieren : Liturgiereform, neue Agende
- die Union zwischen Lutheranern und Reformierten erreichen
Diese notwendigen Reformen wurden nun schrittweise verwirklicht:
  • Am 27.Sept. 1817 kam es in Preußen zur organisatorischen Vereinigung (Union) der reformierten und lutherischen Gemeinden. Deutsch-Sagar nahm sofort 1817 die Union an.
  • In den Jahren 1822-29 wurde ein Streit um die Agende (Gottesdienstordnung) geführt. Der König verfaßte schließlich eine neue Agende.
Die Einführung dieser Hofagende erfolgte nach anfänglichem Widerspruch der Gemeinden 1824 bereitwillig, wofür Deutsch-Sagar wie auch viele andere Gemeinden ein Exemplar vom König zum Geschenk erhielt.

1823 wurde nach dem Tode Wirths, bevor der Nachfolger Carl Gustav Hoffbauer sein Amt antrat, das heute noch stehende massive Pfarrwohnhaus gebaut.

Reparaturarbeiten an der Kirche
1832 wurde die längs für nötig befundene Reparatur des Kirchengebäudes begonnen. Der Turm bekam an seiner Südwestseite eine neue Grundmauer. Von der Stelle, wo oben das Mauerwerk aufhörte, wurde er ganz abgetragen und genau nach der alten Form erneuert
Der untere Teil der beiden herrschaftlichen Chöre (Sakristei und Halle) erhielt massive Wände.
Bei dieser Gelegenheit wurde das unter der Halle befindliche Fritschendorfer Begräbnisgewölbe zugeschüttet. Auch sonst wurde das Mauerwerk überall ausgebessert und die Kirche von innen und außen abgeputzt. Am 31.Juli wurde der neue Knopf nebst fahne aufgesetzt. Mit der großen Kirchenreparatur wurde die Einlösung der längs abgeschafften bzw. ruhenden Kirchenstände zur Unterstützung der Kirchenkasse wieder eingeführt.

1840 unter Kuntzemüller erhielt die Kirche ein neues Dach von eichenen Schindeln, die die Gemeinden der Parochie aus Koritten holten.
Am 11.Sept. 1853 wurde das Dach wieder abgedeckt und mit neuen Schindeln wieder hergestellt.
An ihre Stelle setzte man 1872 ein Kronendach mit Ziegeln.

Für eine Orgelreparatur wurde 1861-64 verschiedentlich gesammelt. Sie wurde 1864 von dem Orgelbauer Schulze aus Crossen durchgeführt.
Die Weihe des reparierten Werkes wurde am 28.Aug. 1864 von dem Ortspastor Heinrich Traugott Schulze (1845 bis 1879 Pastor in Deutsch-Sagar) vorgenommen.

An der alten Kirche befand sich auch eine Kirchturmuhr. Sie erforderte aber viele Reparaturen. 1848 reparierte der Uhrmacher Lange aus Crossen diese Uhr noch einmal gründlich.Da aber weitere Reparaturen nicht ausblieben und kostspielig waren, ließ man schließlich das Uhrwerk stehen.
 Doppl.Klick für Großformat Unsere Kirche

im Sommer

und

im Winter
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Bau der neuen Kirche 1882 - 86
1882 wurde der heutige Kirchturm an die alte Kirche herangebaut, dem 1886 das neue Kirchengebäude folgte. Die neue Kirche ist ein Backsteinbau im Rundbogenstil.

Der Altar wurde von der Vorgängerkirche übernommen.Den Altar schmückte der gekreuzigte Jesus.Besonders charakteristisch waren das Taufbecken mit dem darüber herabhängenden Engel.
Die Kirche hatte drei Eingänge:
  • Der kleine Eingang am Altar für die Sakristei, dieser wurde nur durch unseren Pfarrer als Eingang benutzt.
  • Der Haupteingang in der Mitte und
  • der hintere Eingang am Turm.
Außerdem hatte die Familie von Rheinbaben einen Extraeingang hinter der Kirche.Er war in Richtung Altar gesehen auf der linken Seite. Durch diesen besonderen Eingang hatten die Herren von Rheinbaben einen Zutritt zu ihren Plätzen unten und auch auf der Empore.
 Doppl.Klick für Großformat Unsere Kirche

der Altar

und

die Orgel
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Drei Grabsteine sind hinter dem Altar in die Wand eingelassen:
Heinrich von Knobelsdorf am 25.Febr.1600 verstorben
Anna von Rendsburg am 7.März 1580 verstorben und ihre Tochter
Hans von Knobelsdorf am 26.Nov.1600 verstorben

Drei Glocken hatte die Kirche:
die östliche 82 cm Durchm. ist 1882 von Voß & Sohn in Stettin gefertigt
die westliche 63 cm Durchm. wurde 1886 auch in Stettin aus einer 1651 von Dietrich Kessler in Küstrin stammenden Glocke umgegossen.
die südliche 35 cm Durchm. hat die lateinische Inschrift "Im Jahre des Herrn 1494 Maria"
Sie war damit die älteste Glocke von den Dorfkirchen des Kreises Crossen.

So kannten wir unsere Kirche in Deutsch-Sagar (ab Okt.1937 Boberhöh).

Bis zu unserer Vertreibung am 24.Juni 1945 wurde darin evangelisch gepredigt. Der letzte Pastor war Gotthold Koch.
Sämtliche kirchliche Akten (Kirchenbücher, Tauf-,Trau- und Sterbe-Register) mußten bei der Vertreibung dort verbleiben. Der weitere Verbleib dieser Dokumente ist ungeklärt. Das ganze Dorf war danach ohne Bewohner.

Nach dem 24.Juni 1945 wurden allmählich Polen angesiedelt. Ihre Staatsreligion war aber katholisch, so daß die Kirche im Innern umgestaltet wurde.So befindet nunmehr der gekreuzigte Jesus heute auf dem Ehrenmalsockel als Kruzifix. Der herabhängende Engel ist heute an der Wand links des Altars befestigt.Die beiderseitigen Emporen waren baufällig. Sie wurden abgetragen und sind heute nicht mehr vorhanden.
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von außen

und

von Innen



im Jahre 2004
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geändert 30.11.2007  
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